Ich hab schon länger überlegt, ob ich dazu einen Thread schreibe, aber ich packs jetzt mal:
Mir wurde im letzten Jahr häufiger gespiegelt, dass Leute Angst vor mir hätten. Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich schwanke total zwischen Amüsiertheit darüber und tiefem Erschrecken über meine Wirkung.
Ich habe bspw. einen engen Freund X aus der Schulzeit, der wiederum mit einem aus unserer Schule gut befreundet ist, nennen wir ihn Y. Y und ich haben teils das gleiche studiert und laufen uns ab und zu über den Weg. Y ist dabei sehr oft sehr schroff zu mir; begrüßt mich nicht oder nur unfreundlich und meidet das Gespräch mit mir. Es gab aber auch Situationen, wo er nett war und wir ein bisschen Smalltalk hielten. Mich irritiert dieser Wechsel und ich finde seine Art oft unhöflich. In der Schule haben wir recht viel Zeit miteinander verbracht und uns gut verstanden.
Ich habe mit X darüber gesprochen und er meint, Y hätte Angst vor mir. Ich verstehe das nicht, weil ich ja nett zu ihm bin etc. und X hat das dann weiter ausformuliert und meinte, er hätte Angst, weil ich ihn an die Schulzeit erinnere, in der er sich nicht gut gefühlt hat.
Andere Situation: ich war gestern auf einer Party, da war ein Typ, den ich einmal gesehen und mich kurz unterhalten hatte, und ich saß dann gestern neben ihm und hab versucht, ein Gespräch anzufangen. Am Anfang ging das gut, dann kams ins Stocken, und wurde auch nicht mehr flüssig. Ich hab das dann thematisiert. Darauf konnte der dann gar nichts mehr antworten. Eine gute Freundin saß nebendran und meinte dann später zu mir auch, dass sie den Eindruck gehabt hätte, er hätte Angst vor mir gehabt. Sie meinte, ich würde halt wie eine starke Frau wirken.
Ich komme mir so dumm vor, zu fragen, aber ich verstehe das nicht. Ich kenne schon Situationen, wo ich Ehrfurcht vor einer Person habe, oder Angst vor einer konkreten Situation und damit dann auch irgendwie vor den Leuten, die dort auftauchen (also bspw. bei einem Bewerbungsgespräch oder so). Und dann gibt es natürlich die Angst vor etwas lebensbedrohlichem, aber so stark ist das ja nicht? Ich kenne es nicht, vor einer Person im Alltag so eine Angst zu haben. Und daher weiß ich überhaupt nicht, wie ich damit umgehen soll?
Und ich verstehe auch meine Wirkung nicht? Ich weiß nicht, was mit "starker Frau" gemeint sein soll, auch wenn ich das schon häufiger gehört habe. Ich weiß, dass manchmal Leute Angst vor einer Wertung von mir haben, aber das passiert in den Situationen die ich meine gar nicht, weil es gar nicht so einen Tiefgang bekommt, weil der andere mir schon längst "ausgewichen" ist.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass das eine komische Erklärung dafür ist, dass die Person mich einfach unsympathisch findet. Letztlich läuft es darauf ja eh dann hinaus. Mich würde eher interessieren, was ich da für eine Wirkung habe. Vielleicht fällt euch dazu ja was ein?
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Ergebnis 1 bis 19 von 19
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04.09.2017, 15:42
"Angst" der Mitmenschen; Wirkung
„Jeder Mensch muss sich verschleißen. Wenn man noch gut ist, wenn man stirbt, ist das Verschwendung. Man muss lebendig zu Asche verbrennen, nicht erst im Tod.“ J. Beuys
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04.09.2017, 15:49
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
Ich kann mich damit ein bisschen identifizieren.
Sind das oft Menschen, die kein Kontra geben können? Die wenig(er) Selbstbewusstsein haben, unsicher auftreten? Sind es oft Männer?
Wenn du als "starke Frau" wahrgenommen wirst, denke ich, dass die obigen Faktoren mit reinspielen können, dass Menschen dich als einschüchternd wahrnehmen. Du bist gebildet und denkst schnell, du kannst deine Gedanken gut formulieren und nimmst kein Blatt vor den Mund, du hast Meinungen und sagst die auch, wenn der andere das uncool finden könnte (meine ich jetzt von deinem Auftreten im Forum rückschließen zu können). Das mögen manche Menschen nicht, weil sie nicht so schnell sind, weil sie nicht so offen sind, weil sie nicht so angriffslustig sind. Das muss nichts gegen dich an sich sein. Ja, ok - die kommen nicht gut klar mit dir. Aber das liegt nicht dran, dass du an sich falsch gewickelt bist. Du findest die vielleicht auch häufig langweilig bis mittelspannend, weil andere Typen besser zu dir passen.
Und die Sache mit den Männern habe ich nur gesagt, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass manche Männer einfach besonders schlecht mit "starken Frauen" klarkommen, die eben nicht alles hihihi-witziiiig finden und alles hinnehmen, sei es nun direkt von ihnen Geäußertes oder das des Umfelds.
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04.09.2017, 17:51Inaktiver User
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
Zu den von Dir beschriebenen Situationen:
Situation 1 mit dem Freund aus der Schule hat mmn gar nichts mit dir als Person zu tun. Er hat doch nur Angst davor, sich an die Schulzeit zu erinnern, und nicht vor Dir als Person. Insofern würd ich aus der Situation nichts auf deine Wirkung auf andere schließen wollen. Freund X hat das meiner Meinung nach falsch ausgedrückt, als er sagte, Y hätte Angst "vor Dir".
Situation 2: Das ein Gespräch ins Stocken gerät, ist ja nichts Ungewöhnliches. Dieses ins Stocken geraten zu thematisieren schon, finde ich. Dadurch könnte man sich unter Druck gesetzt fühlen und dann erst recht nicht mehr wissen, was man sagen soll. Kann es sein, das deine Freundin das gemeint hat, als sie sagte, er hätte Angst vor Dir?
Und zum Thema starke Frauen: Ich würde sagen, starke Frauen haben ein hohes Selbstbewusstsein, sind mutig, trauen sich was, trauen sich ihre Meinung zu sagen. Ich denke, das kann einschüchternd auf andere wirken. Z.B. auf Leute, die generell schüchterner sind und dann Angst haben, "untergebuttert" zu werden, oder Leute, die Angst davor haben, dass ihnen der eigene Rang abgelaufen wird. Oder Leute, die selbst gerne so wären und sich dann ihrer eigenen Schwächen umso bewusster werden.
Ansonsten seh ich es genau wie felodie:
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04.09.2017, 18:10
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
"angst" finde ich in dem zusammenhang auch komisch. hat dein freund X denn noch mehr dazu gesagt? also warum "angst" und z.B. nicht "unwohlsein"? oder wie sich die "angst" bei Y äußert?
denke auch, und kann mir gut dieselben gründe wie felodie vorstellen
(übertrieben) verfallen manche bei kontra irgendwie in eine art schockstarre, so wie das kaninchen vor der schlange ... wenn man als jemand, der seine meinung vertritt und das ganze nicht auch noch extra schonend verpackt, an einen in dieser hinsicht empfindlichen mensch gerät, fühlt der sich vielleicht schon untergebuttert/abgekanzelt obwohl es für einen selbst einfach ein 'normales' gespräch ist
und eine "starke frau" ist für mich eben jemand, der seine (unpopuläre) meinung vertritt, sich nicht leicht von anderen verunsichern lässt, eher aktiv/zupackend ist, sich selbst nicht unterbuttern lässt ... eben alles, was sich man so unter "selbstbewusstsein" zusammenfassen könnte
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04.09.2017, 20:28
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
"Angst haben" ist ja ziemlich diffus - es macht etwa einen Unterschied, ob jemand eine (Ent)Wertung durch des Gegenübers fürchtet; sich von dominanten Verhalten bedroht fühlt oder bloß ein Gefühl der Sicherheit fehlt, weil das Gegenüber schwer als Person oder in seiner Intention einzuschätzen ist.
Unabhängig von der Rückmeldung anderer: Wie fühlst du dich in den Interaktionen?
Generell können gerade scheue Leute auch schroff und unhöflich aus einer Unbeholfenheit heraus wirken - was vielleicht auf deinen ehemaligen Schulkollegen passen könnte. Und wenn du extroveriert und selbstsicher auf den Typ bei der Party zugingst, wäre möglich, dass eine eher schüchterne oder auch bloß introveriterte Person in einer Weise reagiert, als sei sich eingeschüchtert, obwohl sie nur zurückhaltend ist - oder vielleicht auch ein Mann, der bloß nicht gewohnt ist, dass ihn Frauen ansprechen oder generell nicht so gut im Führen von Gesprächen.
Dass deine Freunde dir rückgemeldet haben, sie gingen davon aus die andere Person hätte "Angst" gehabt würde ich nicht so ernst nehmen: Das kann auch bloß eine unpräzise Formulierung sein und eher eine Form von Einschüchterung beschreiben, die sich auf die im Thread schon genannten Faktoren zurückführen ließe. Vor allem beziehen sie sich aber selbst nur darauf, wie sie eine Situation eingeschätzt haben - das sagt nicht mehr über die "Realität" aus, als dein eigener Eindruck. Also um zu verifzieren, dass du tatsächlich "Angst" auslöst, müssten dir das davon unmittelbar Betroffene rückmelden.
Weil das aber wohl Leute, die wirklich Angst von dir hätten, nicht von selbst thematisieren würden und vielleicht auch eher ungern zugäben, wenn du sie fragst, könntest du es im Gespräch (evt. humorvoll) thematisieren: etwa zu wissen, du wirkst manchmal x, aber ... - damit würdest du potentielle Unstimmigkeit zwischen dem, wie du dich fühlst und dem, was du vermittelst vermutlich weitgehend auflösen."Das Verliebtsein ist ja nicht mehr als ein psychiatrisches Durchgangsstadium und die zwanghafte Besessenheit von einem Menschen auf Dauer so ungesund wie Kokainkonsum." Um etwas Pepp in Vernunftbeziehungen zu bringen, empfiehlt der deutsche Paartherapeut Arno Retzer den gelegentlichen Einsatz von Wasserpistolen.
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04.09.2017, 22:57
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
Also die Situation auf der Party stelle ich mir schon unangenehm vor, wenn ich der Gesprächspartner gewesen wäre. Was hast du denn genau gesagt? "Hats Dir jetzt die Sprache verschlagen, oder was?"
also eigentlich egal, ob du es ihm angelastet oder eher festgestellt hast, dass ihr euch nichts mehr zu sagen habt, ich finde das für eine Partykonversation eher offensiv. Je nach Stimmung kann ich schon nachvollziehen, dass man in der Situation dann zumacht. Und wenn du dann auch noch souverän und selbstbestimmt rüberkommst, kann das noch dazu beitragen... Fände ich an deiner Stelle aber nicht schlimm
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04.09.2017, 23:20
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
Doch, teilweise können sie schon ordentlich Kontra geben. Wenig Selbstbewusstsein ist auch nicht der Fall, würde ich sagen (gerade der Y hat ziemlich viel Selbstbewustsein). Es sind vor allem Männer, würde ich sagen, ja.
Mir passt es nicht so wirklich, so über Menschen zu denken oder zu reden...
Nunja, ich kann das irgendwie nicht so ganz ... glauben. Weil Y ja auch mit X zu tun hat und auch mit anderen Leuten von dieser Schule gut umgehen kann. Warum sollte ausgerechnet ich ihn daran erinnern, andere Leute aber nicht? Das ergibt für mich keinen Sinn.
Hm, ja, vielleicht hat er sich unter Druck gesetzt gefühlt - er meinte auf jeden Fall irgendwas in die Richtung, dass er das Gefühl hätte, ich wäre sehr auf Konkurrenz aus oder so ähnlich.
Mich erstaunt ein bisschen, dass ihr das so ungewöhnlich findet, dass ich das stockende Gespräch angesprochen habe. Ich habe das irgendwie so formuliert in Richtung "Ich habe das Gefühl, dass du irgendwie kein Interesse an einem Gespräch hast? Du erzählst so wenig?" woraufhin er sagte, dass er das aber hätte, ich ihn aufforderte, was zu erzählen/ und zwei Fragen stellte und er einfach schwieg.
Für mich ist es total normal, solche Aussagen zu machen oder Fragen zu stellen, wenn ich mit jemandem kommuniziere. Ich will doch, dass der andere sich wohl fühlt und ich mich natürlich auch. Wenn das nicht gegeben ist oder scheint, oder irgendwas irritiert, dann ist da Kommunikation meistens ganz hilfreich...„Jeder Mensch muss sich verschleißen. Wenn man noch gut ist, wenn man stirbt, ist das Verschwendung. Man muss lebendig zu Asche verbrennen, nicht erst im Tod.“ J. Beuys
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04.09.2017, 23:27
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
Ich hab X genau diese Fragen auch gestellt. Er meinte explizit "Angst" und dass er sich deswegen so rüde und ablehnend verhält.
Damit kann ich mich schon teilweise identifizieren, aber eben auch nur teilweise. Ich glaube, diese Eigenschaften kriegt man auch eher erts dann mit, wenn man mich kennt und das ist bei den Situationen, die ich meine, meist nicht gegeben.
Ich war gestern abend, aalso in der zweiten Situation deutlich wenig selbstbewusst, habe mich eher unwohl gefühlt etc. Und insgesamt lösen solche Situationen bei mir auch eine Irritation aus, die mich verunsichert.
Das deutete ich ja schon an, dass es nicht um eine lebensbedrohliche "Angst" geht. Aber ich glaube, es ist auch mehr als eine Einschüchterung. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sich die Leute in die Ecke getrieben fühlen. Ich weiß aber eben nicht, wieso und wie ich damit umgehen soll, weil eben genau das, also die vorsichtige Kommunikation dessen, meist zu noch mehr Einschüchterung führt, habe ich die Erfahrung gemacht (egal, ob ich das mit Ich-Botschaften versucht habe, oder Fragen, oder eher Scherzen oder so)Geändert von phaenomenal (04.09.2017 um 23:35 Uhr)
„Jeder Mensch muss sich verschleißen. Wenn man noch gut ist, wenn man stirbt, ist das Verschwendung. Man muss lebendig zu Asche verbrennen, nicht erst im Tod.“ J. Beuys
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05.09.2017, 08:57
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
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05.09.2017, 09:10
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
Ungewöhnlich finde ich das nicht, aber das ist definitiv eine Gesprächssituation vor der ich persönlich Angst habe. Also ungefähr genausoviel Angst wie z.B. vor Vorträgen. Und das führt dann auch dazu das ich "Angst vor der Person" habe. In "" da sich die Angst nicht auf die Person selbst bezieht, sondern darauf das ich damit rechne, das die Person mich in eine Siatuation bringt in der ich mich überfordert/bloß gestellt fühle und deswegen im Vorfeld Angst verspüre.
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05.09.2017, 09:11
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
minimee, Naja, wie gesagt, ich habe ihm auch insgesamt genug Fragen gestellt, als dass er was hätte reden können.
Und nein, vom Typ her ist er nicht sonderlich ruhig und er hat am Abend noch mit ganz vielen weiteren Personen ein Gespräch geführt.
innereLeere, und was würdest du dir vom Gegenüber für eine Reaktion wünschen, wenn du dich offensichtlich unwohl fühlst?„Jeder Mensch muss sich verschleißen. Wenn man noch gut ist, wenn man stirbt, ist das Verschwendung. Man muss lebendig zu Asche verbrennen, nicht erst im Tod.“ J. Beuys
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05.09.2017, 11:12
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
ich wollte die anderen damit nicht runtermachen. ich wollte unterschiede rausarbeiten. ich habe besseres zu tun, als fremde leute schlecht zu machen, damit es dir, die ich auch nicht kenne, besser geht. das war kein tipp, sich zu denken, dass du ihnen überlegen bist, aber wie aus dem rest meines postings hervorgeht, habe ich v.a. davon gesprochen, dass sie anders sind als du. nicht, dass sie deshalb schlechter sind oder dass du deshalb besser bist. "angriffslustig" ist mMn auch nicht zwingend positiv konnotiert, zum beispiel.
wollte das nur kurz klarstellen.
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05.09.2017, 11:15
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
Schwierig...Theoretisch optimal für mich wäre es vom Gesprächspartner vermittelt zu bekommen das es ok ist, wenn ich ne zeitlang nichts sage und das nicht als Ablehnung verstanden wird und das möglichst nicht explizit. Eine Möglichkeit wäre z.B. das der/die Andere etwas längeres (unverfängliches ohne starke negative Emotionen) erzählt mit kurzen Pausen, so dass ich was dazu sagen kann, aber nicht muss, oder wenn man in einer Gruppe zusammensitzt eine weitere Person in das Gespräch eingebunden wird, oder das Gespräch für was anderes im jeweiligen Rahmen passendes (was zu trinken holen/tanzen) unterbrochen wird, oder einfach eine zeitlang schweigen, solang es dann nicht an mir ist das Schweigen wieder zu brechen.
Praktisch erwarte ich das aber nicht von Anderen (mit Ausnahme von Familie und Freunden), da ich was Kommunikation/soziale Interaktion angeht so einiges an Defiziten habe und es daher als meine Verantwortung sehe, einen besseren Umgang mit solchen Situationen zu finden. Auch weil die Reaktionen die ich als positiv werte von anderen (oder vom Gesprächspartner) auch als negativ wahrgenommen werden können, je nachdem aus welchen Gründen sie sich unwohl fühlen bzw. das Gespräch ins Stocken geraten ist.
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05.09.2017, 13:38
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
Wenn die andere Person (gerade) nicht mit der interagieren will/kann und du dann nachfragst, finde ich es nachvollziehbar sich "in die Ecke getrieben" zu fühlen, weil du eine Reaktion einforderst, welche die andere offenbar gerade nicht tätigen will/kann. Das wirkt dann, als habe sie sich zu rechtfertigen, zu erklären oder einfach nur dem zu folgen, was du gerade willst. Auf die: "Ich will das jetzt verstehen"-Ebene zu gehen kann sich für andere schnell anfühlen, als würde die Beziehungsebene aufhören und es dir vor allem darum ginge, rational zu erfassen, was gerade nicht passt - anstatt auf der Beziehungsebene darauf zu reagieren, in dem du etwa der anderen Person ihr Schweigen oder auch ihr Unwohlsein lässt. Allein deine Aufforderung zu eine Reaktion kann nämlich schon wie eine Bloßstellung beim Gegenüber ankommen, weil du sie auf etwas hinweist, das "nicht funktioniert" und dann fühlen sich viele nicht mehr akzeptiert, sondern angegriffen.
"Das Verliebtsein ist ja nicht mehr als ein psychiatrisches Durchgangsstadium und die zwanghafte Besessenheit von einem Menschen auf Dauer so ungesund wie Kokainkonsum." Um etwas Pepp in Vernunftbeziehungen zu bringen, empfiehlt der deutsche Paartherapeut Arno Retzer den gelegentlichen Einsatz von Wasserpistolen.
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05.09.2017, 13:52
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
"Mich erstaunt ein bisschen, dass ihr das so ungewöhnlich findet, dass ich das stockende Gespräch angesprochen habe. Ich habe das irgendwie so formuliert in Richtung "Ich habe das Gefühl, dass du irgendwie kein Interesse an einem Gespräch hast? Du erzählst so wenig?" woraufhin er sagte, dass er das aber hätte, ich ihn aufforderte, was zu erzählen/ und zwei Fragen stellte und er einfach schwieg."
Weißt du, was ich da rauslese?
Unterstellung ("Ich habe das Gefühl, dass..")
Forderung an mich ("erzähl was!")
und dann noch das unangenehme Gefühl, dass jemand meint, mich irgendwie auf so ner intimen Ebene verstanden zu haben, obwohl dem gar nicht so ist, mir also "zu nah" gekommen ist.
Da hätte ich auch keine Lust mehr darauf, das Gespräch fortzusetzen.(Diese Rose ist nicht passiv-aggressiv, sondern ernst gemeint!
)
We are the people who's come here to play
I don't like it easy
I don't like the straight way
We're in the middle of something
We are here to stay
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05.09.2017, 20:28
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
Hi Phaeno,
wir haben schon öfters in den gleichen Strängen mitgeschrieben und da hab ich den Eindruck gewonnen, dass Du tatsächlich ein starker Mensch bist.
Und zwar in folgendem Sinn: Dass Du schon vor grösseren Schwierigkeiten in Deinem Leben standest als viele andere in Deinem Alter und dass Du die überwinden konntest und daran in Bezug auf Selbstbewusstsein (also sich bewusst sein wie man ist, auch was Schwächen angeht), Reife, Standing gewachsen bist.
Ich denke vor dem Hintergrund es ist nicht einfach Dir mit irgendwelchem undurchdachten hedonistischen Bullshit zu kommen.
Die andere Sache ist, ich hoffe ich verwechsle Dich nicht, Du bist doch die Userin, die neulich wegen der schwarzen Haare fragte: Du hast die entsprechende optische Ausstrahlung, die das unterstreicht.
Auf Deinen Bildern sehe ich eine junge Frau (fast jünger als ich nur vom Lesen dachte), mit beiden Beinen fest im Leben, etwas edgy, also ohne Angst anzuecken, vielleicht sogar bewusst etwas Reibung suchend?
Bin nicht sicher ob Dir das irgendwie hilft... Komme mir auch fast so vor, als ob ich Dir viel zu nah trete.
Nachtrag noch hierzu, weil ich zunächst nur Dein Initialposting gelesen hatte:Für mich ist es total normal, solche Aussagen zu machen oder Fragen zu stellen, wenn ich mit jemandem kommuniziere.Geändert von Pinkmelon (05.09.2017 um 22:18 Uhr)
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05.09.2017, 20:51
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05.09.2017, 22:15
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
felodie, das ist mir schon klar, wie du das gemeint hast
Ich empfinde es aber als "Erklärung" eben für mich als zu "von oben herab". Gerade, weil ich ja auch ab und zu so bin. Ich bin sogar sehr oft verunsichert, ich drücke das dann aber eben aus, was sicherlich wiederum selbstbewusst ist/ wirkt.
innereLeere, die Sachen, die du beschreibst, habe ich ihm "angeboten", bzw. so interagiert. Das hat halt nichts gebracht. Und am Ende war er völlig betrunken. Danke für deinen Post trotzdem!
Butterbrötchen, ja, ich verstehe das schon und kann es nachvollziehen! Für mich ist da halt eben der Zwiespalt, dass ich die Situation ja letztlich nur aktiv lockern kann, in dem ich kommuniziere. Und meine Kommunikation war dabei sehr vorsichtig und bewusst nicht fordernd. Passiv zu reagieren hat auch nur so semigut geklappt, also einfach aus der Situation zu gehen, da er sich immer wieder zu mir setzte anfangs. Aber vermutlich muss ich da auch mehr lernen "gut sein zu lassen". Mir kam das Schweigen unerträglich vor.
Pinkmelon, ja, das stimmt sicherlich. Der erste Eindruck, den ich sehr oft wiedergespiegelt bekomme ist jedoch eigentlich eher ein "ruhig/ in sich ruhend", nicht so auf Krawall gebürstet oder bewusst Reibung suchend.
Danke auf jeden Fall für eure Anregungen/ Ansätze! Ich werde das einfach mal weiter beobachten.„Jeder Mensch muss sich verschleißen. Wenn man noch gut ist, wenn man stirbt, ist das Verschwendung. Man muss lebendig zu Asche verbrennen, nicht erst im Tod.“ J. Beuys
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06.09.2017, 09:39
AW: "Angst" der Mitmenschen; Wirkung
Dass du das stockende Gespräch thematisiert hast, finde ich in der von dir beschriebenen Situation tatsächlich auch sehr ungewöhnlich und bei mir als Gesprächspartnerin wäre das sehr fordernd angekommen, so als "müsste" ich mich mit dir unterhalten.
Warum meinst du, so eine Situation aktiv lockern zu müssen (tatsächlich hast du, schätze ich, auch eher das Gegenteil erreicht)? Warum hakst du das offensichtlich nicht funktionierende Gespräch nicht einfach ab und wendest dich jemand anderem zu/gehst weg?
Ich würde verstehen, dass man so ein "Beziehungsgespräch" (warum läuft das mit uns nicht?) vom Zaun bricht, wenn man mit der Person langfristig klarkommen muss, mit dem Büronachbarn o. ä. Aber mit einem Quasi-Fremden auf einer Party, mit dem man halt wohl nicht auf einer Wellenlänge ist? Wozu?Geändert von sora (06.09.2017 um 09:43 Uhr)